Was sind Fantasy-Tropes?

Fantasy-Tropes sind wiederkehrende Motive, Themen und Erzählmuster, die in der Fantasy-Literatur und -Unterhaltung häufig auftauchen. Diese Bausteine der Fantasiegeschichten werden von Autoren immer wieder aufgegriffen und in neuen Kombinationen verwendet, um Lesern ein vertrautes Gefühl zu vermitteln und gleichzeitig neue, kreative Welten zu erschaffen.

Tropes können als eine Art „Formelsammlung“ verstanden werden, aus der Autoren schöpfen können. Sie dienen als Orientierung für Leser, die bestimmte Erwartungen an eine Fantasy-Geschichte haben. Gleichzeitig bieten Tropes Autoren die Möglichkeit, bekannte Elemente mit unerwarteten Wendungen zu kombinieren und so überraschende, innovative Geschichten zu erzählen. Dieser Beitrag ist Teil des Instagram-Community-Hashtags #FantasyMontag von Isabell Bayer.

Einige der bekanntesten und am häufigsten verwendeten Fantasy-Tropes sind:

Mittelalter

Das Mittelalter ist ein beliebter Schauplatz für Fantasy-Geschichten. Es bietet eine faszinierende Mischung aus Ritterlichkeit, Magie und politischen Intrigen. Die Gesellschaft ist oft hierarchisch strukturiert, mit Königen, Adligen und einfachen Bauern. Technologisch befindet sich diese Welt meist auf einem vorindustriellen Stand, was Raum für Abenteuer und Entdeckungen lässt.

Gut gegen Böse

Der Kampf zwischen Gut und Böse ist ein zentrales Element vieler Fantasy-Erzählungen. Auf der einen Seite stehen die Helden, die für Gerechtigkeit, Freiheit und das Wohl der Gemeinschaft einstehen. Auf der anderen Seite agieren die Antagonisten, die ihre eigensüchtigen Ziele mit Gewalt, Manipulation oder dunkler Magie verfolgen. Dieser Konflikt treibt die Handlung voran und stellt die Charaktere vor moralische Herausforderungen.

Auserwählter Protagonist

Viele Fantasy-Geschichten drehen sich um einen Protagonisten, der eine besondere Bestimmung hat. Sei es, dass er eine uralte Prophezeiung erfüllen, ein mächtiges Artefakt beschützen oder das Böse besiegen muss. Oft stammt dieser Held aus einfachen Verhältnissen, was seinen Aufstieg zu Ruhm und Ehre umso beeindruckender macht. Die Entdeckung seiner Auserwähltheit treibt ihn in ein Abenteuer, das sein Leben für immer verändert.

Widerstrebender Held

Nicht jeder Protagonist ist von Anfang an begeistert von seiner Rolle als Retter der Welt. Manche Helden müssen erst durch widrige Umstände oder die Überredungskunst anderer dazu gebracht werden, ihre Bestimmung zu akzeptieren. Sie zögern, zweifeln an ihren Fähigkeiten oder wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden. Erst im Laufe der Geschichte wachsen sie über sich hinaus und erkennen ihre wahre Stärke.

Geheimer Erbe

In Fantasy-Welten ist es nicht ungewöhnlich, dass Protagonisten von adliger Herkunft sind, ohne es zunächst zu wissen. Sei es, dass sie als Kinder vertrieben oder getrennt von ihrer Familie aufwuchsen. Im Laufe der Handlung entdecken sie dann ihre wahre Identität als Prinz, Prinzessin oder Erbe eines mächtigen Königreichs. Dies eröffnet neue Möglichkeiten, aber auch Gefahren für den Helden.

Waisenheld

Viele Fantasy-Protagonisten sind Waisen, die ohne Eltern aufwachsen müssen. Dies verleiht ihnen oft eine Außenseiterrolle in der Gesellschaft, aber auch eine Stärke, die aus ihrer Unabhängigkeit und Resilienz erwächst. Auf der Suche nach ihrer Herkunft und Bestimmung müssen sie sich ihren Weg durch die Welt bahnen und lernen, auf sich selbst zu vertrauen.

Der Mentor

In vielen Heldenreisen taucht eine weise, erfahrene Figur auf, die den Protagonisten unter ihre Fittiche nimmt und ihn auf seinem Weg unterstützt. Sei es ein alter Zauberer, ein ehrwürdiger Ritter oder eine mystische Waldnymphe – der Mentor verfügt über Wissen und Fähigkeiten, die dem Helden helfen, seine Bestimmung zu erfüllen. Oft dient er auch als moralische Instanz und Gewissen des Protagonisten.

Mächtiges Artefakt

Magische Schwerter, Zepter, Ringe oder andere Artefakte spielen in Fantasy-Geschichten eine wichtige Rolle. Sie verleihen ihren Besitzern außergewöhnliche Kräfte, die entscheidend für den Ausgang des Konflikts sein können. Der Kampf um den Besitz und die Kontrolle solch machtvoller Gegenstände treibt viele Handlungen voran. Oft sind diese Artefakte auch mit einer besonderen Geschichte oder Prophezeiung verbunden.

Fantasy-Spezies

Fantasy-Welten zeichnen sich durch eine Vielzahl an fantastischen Völkern aus, die sich in Aussehen, Kultur und Fähigkeiten voneinander unterscheiden. Neben Menschen gibt es Elfen, Zwerge, Orks, Drachen, Feen und viele andere Wesen. Diese Vielfalt an Spezies bietet unzählige Möglichkeiten für Interaktionen, Konflikte und Allianzen, die die Handlung bereichern.

Geheime Parallelwelten

In Fantasy-Geschichten existieren oft verborgene, magische Parallelwelten neben der normalen Welt. Sei es ein Feenreich, eine Dimension voller Dämonen oder eine Welt, in der Magie frei fließt. Der Protagonist entdeckt dann meist einen Zugang zu diesen Welten, was ihn in ein Abenteuer jenseits der bekannten Realität führt. Diese Parallelwelten eröffnen neue Möglichkeiten für Spannung, Entdeckungen und fantastische Erlebnisse.

Diese und viele weitere Tropes prägen das Fantasy-Genre und bieten Autoren einen Fundus an erprobten Erzählelementen, mit denen sie neue, faszinierende Welten erschaffen können.

Während viele Tropes quer durch das Fantasy-Genre Verwendung finden, gibt es auch Unterschiede in den bevorzugten Motiven und Themen je nach Subgenre:

High Fantasy

High Fantasy ist ein Subgenre der Fantasy, das sich durch eine epische Erzählweise, einen Fokus auf den Kampf zwischen Gut und Böse sowie eine detailliert ausgearbeitete, oft mittelalterlich anmutende Fantasiewelt auszeichnet. Entsprechend finden sich in High Fantasy-Werken eine Reihe charakteristischer Tropes: Der Schauplatz ist in der Regel eine eigene, von der realen Welt abgegrenzte Fantasiewelt, die oft Anleihen aus der europäischen Mythologie und Folklore aufweist. Typische Elemente sind hier magische Kreaturen wie Drachen, Einhörner oder Fabelwesen, aber auch Rassen wie Elfen, Zwerge oder Halblinge.

Der Konflikt zwischen Gut und Böse steht meist im Zentrum der Handlung, wobei der Antagonist als machtgieriger, zerstörerischer „Böser Herrscher“ auftritt, dem die Helden entgegentreten müssen. Häufig benötigen die Protagonisten dafür besondere magische Artefakte oder Fähigkeiten, die sie im Laufe der Geschichte erlangen. Viele High Fantasy-Geschichten folgen dem Muster des „Heldenepos“, in dem ein junger, oft zunächst unscheinbarer Protagonist durch eine Reihe von Prüfungen und Abenteuern zu seiner wahren Bestimmung findet – sei es als rechtmäßiger Erbe eines Königreichs oder als auserwählter Retter der Welt. Diese und weitere Tropes prägen das High Fantasy-Genre und tragen dazu bei, Lesern ein vertrautes, aber dennoch fesselndes Fantasie-Erlebnis zu bieten.

Low Fantasy

Low Fantasy ist ein Subgenre der Fantasy, das sich durch eine eher realistische, weniger epische Erzählweise und einen geringeren Anteil an fantastischen Elementen auszeichnet. Entsprechend finden sich in Low Fantasy-Werken andere charakteristische Tropes als in High Fantasy: Im Gegensatz zu den detailreich ausgearbeiteten Fantasiewelten der High Fantasy spielen Low Fantasy-Geschichten oft in der realen Welt oder in einer Umgebung, die der Realität sehr nahekommt. Magische Elemente sind zwar vorhanden, treten aber eher im Hintergrund auf und werden oft als Aberglauben oder Kuriosität dargestellt. Auch der Konflikt zwischen Gut und Böse ist in Low Fantasy weniger schwarz-weiß gezeichnet. Stattdessen stehen häufig moralisch ambivalente Charaktere im Mittelpunkt, deren Handlungen nicht eindeutig als „gut“ oder „böse“ einzuordnen sind. 

Die Motivation der Protagonisten ist oft pragmatischer und weniger heroisch als in High Fantasy. Anstelle epischer Heldenreisen fokussieren sich Low Fantasy-Geschichten oft auf kleinere, persönliche Abenteuer und Konflikte der Charaktere. Übernatürliche Phänomene werden dabei eher als beunruhigende, bedrohliche Elemente dargestellt, die in den Alltag der Protagonisten eindringen, anstatt dass die Charaktere aktiv nach magischen Lösungen suchen. Diese Unterschiede in den bevorzugten Tropes tragen dazu bei, Low Fantasy-Werke von der epischen Erzählweise der High Fantasy abzugrenzen und ein realistischeres, dunkleres Fantasy-Erlebnis zu bieten.

Urban Fantasy

Urban Fantasy ist ein Subgenre der Fantasy, das moderne, städtische Umgebungen mit fantastischen Elementen kombiniert. In Urban Fantasy-Werken finden sich eine Reihe charakteristischer Tropes: Anstelle von Königreichen und Burgen spielen Urban Fantasy-Geschichten häufig in Großstädten wie New York, London oder Chicago, in denen die Protagonisten Magie und übernatürliche Wesen in ihren Alltag integrieren müssen. Dabei können Vampire, Werwölfe oder Hexen ganz selbstverständlich neben ganz normalen Menschen leben, ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz nimmt. Oft steht in Urban Fantasy der Konflikt zwischen diesen verborgenen, magischen Parallelwelten und der modernen, rationalen Gesellschaft im Mittelpunkt. 

Die Protagonisten sind dabei meist ganz gewöhnliche Menschen, die erst im Laufe der Geschichte entdecken, dass Magie und Übernatürliches real sind und ihr Leben auf den Kopf stellen. Darüber hinaus finden sich in Urban Fantasy häufig Tropes wie die Existenz geheimer Organisationen, die das Übernatürliche kontrollieren oder bekämpfen, oder die Enthüllung der Protagonisten als Erben besonderer magischer Kräfte. Auch Elemente des Kriminalgenres, wie Ermittlungen in paranormalen Fällen, sind weit verbreitet. Diese Kombination aus modernen Schauplätzen und fantastischen Elementen prägt das Urban Fantasy-Subgenre und unterscheidet es deutlich von der epischen High Fantasy.

Dark Fantasy

Dark Fantasy ist ein Subgenre der Fantasy, das sich durch eine düstere, bedrohliche Atmosphäre und eine Betonung des Grauens und der Verzweiflung auszeichnet. Es finden sich in Dark Fantasy-Werken eine Reihe charakteristischer Tropes: Anstelle einer detailreich ausgearbeiteten, mitunter idyllischen Fantasiewelt, spielt Dark Fantasy oft in einer Umgebung, die von Verfall, Korruption und Gewalt geprägt ist. Die Handlung findet häufig in Ruinen, Schlachtfeldern oder dystopischen Städten statt, in denen Armut, Kriminalität und Grausamkeiten an der Tagesordnung sind. Auch die Charaktere in Dark Fantasy weichen oft vom Ideal des heroischen Retters ab. Stattdessen stehen moralisch ambivalente Protagonisten im Mittelpunkt, deren Handlungen nicht eindeutig als „gut“ oder „böse“ einzuordnen sind. 

Anstelle des Kampfes zwischen Gut und Böse dominiert in Dark Fantasy eine Grauzone, in der niemand wirklich als Held gelten kann. Darüber hinaus spielen in Dark Fantasy übernatürliche, oft monströse Elemente eine zentrale Rolle. Anstelle von Einhörnern und Feen finden sich hier Kreaturen wie Dämonen, Vampire oder Werwölfe, die eine ständige Bedrohung für die Protagonisten darstellen. Auch mächtige, verderbte Artefakte oder Magie können als Quelle des Grauens dienen. Diese Tropes tragen dazu bei, Dark Fantasy von anderen Fantasy-Subgenres abzugrenzen und eine Atmosphäre der Düsternis, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu schaffen, die Leser in ihren Bann zieht.

Autoren können diese Unterschiede in den Tropes gezielt nutzen, um Leser bestimmter Fantasy-Vorlieben anzusprechen und ihnen ein vertrautes Leseerlebnis zu bieten.

Für Fantasy-Autoren sind Tropes ein wichtiges Werkzeug, um Geschichten zu erzählen, die Leser fesseln und begeistern. Durch den Einsatz bekannter Tropes können Autoren:

  • Leser schnell in eine vertraute Fantasy-Welt eintauchen lassen
  • Erwartungen und Sehnsüchte der Leser bedienen
  • Komplexe Konzepte und Welten auf eingängige Art vermitteln
  • Überraschende Wendungen und Innovationen einbauen

Gleichzeitig bietet die kreative Kombination und Variation von Tropes Autoren die Möglichkeit, neue, einzigartige Geschichten zu erschaffen. Indem sie bekannte Elemente mit unerwarteten Ideen verknüpfen, können sie Leser fesseln und gleichzeitig deren Erwartungen übertreffen.

Fantasy-Tropes sind ein fester Bestandteil des Fantasy-Genres und dienen Autoren als Werkzeuge, um immersive, faszinierende Welten zu erschaffen. Durch den gezielten Einsatz und die kreative Kombination von Tropes können Autoren Leser ansprechen, ihre Fantasie anregen und gleichzeitig überraschende, innovative Geschichten erzählen. Für Fantasy-Fans bieten Tropes einen Rahmen, an dem sie sich orientieren können, während sie neue, unerwartete Wendungen entdecken.

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