Beim Erschaffen phantastischer Welten sind Ideen das Herzstück jeder Geschichte, jedes Spiels und jeder fiktiven Realität. Doch woher nehmen wir diese Ideen? Allzu oft beschränken wir uns auf das Vertraute – das europäische Mittelalter, mit seinen Rittern, Burgen und Sagen. Aber die Welt, die uns umgibt, und die Geschichte, die sie geprägt hat, bieten so viel mehr. Von den majestätischen Pyramiden des Alten Ägyptens bis zu den schimmernden Neonlichtern einer Cyberpunk-Metropole, von den uralten Mythen der Maori bis zu den geheimnisvollen Weiten einer postapokalyptischen Ödnis – jede Epoche, jede Kultur und jeder Lebensraum kann eine Schatzkammer der Inspiration sein.
In diesem Artikel nehme ich Dich mit auf eine Reise durch die unterschiedlichsten möglichen Quellen für Deinen Weltenbau. Gemeinsam erkunden wir Regionen und Epochen, die Dir helfen können, Deine nächste Welt lebendig, einzigartig und glaubwürdig zu gestalten. Lass uns über die Grenzen des Bekannten hinausschauen und neue Horizonte entdecken. Der Artikel entstand im Zuge des Instagram-Community-Hashtags #highfantasywochenende von Chronistenturm und Martina Volnhals.
Antike Kulturen
Mesopotamien
- Sumerer (ca. 3000–2000 v. Chr.): Stadtstaaten, Priesterkönige und erste mythologische Geschichten wie das Gilgamesch-Epos.
- Babylonisches Reich (ca. 2000–539 v. Chr.): Turm zu Babel, mächtige Schutzgeister (Lamassu), astronomische Deutungen.
- Assyrisches Reich (ca. 900-609 v. Chr.): Kriegerische Expansion, imposante Paläste wie in Ninive.
Altägypten
- Altes Reich (ca. 2700-2200 v. Chr.): Pyramiden von Gizeh, Sonnenkult des Ra, erste Hieroglyphen
- Mittleres Reich (ca. 2050–1750 v. Chr.): Kulturelle Blütezeit, Tempelanlagen, mythologische Geschichten wie die von Osiris und Isis.
- Neues Reich (ca. 1550–1070 v. Chr.): Schlachten gegen die Seevölker, Königin Hatschepsut, mystische Totenbücher, Tal der Könige
Griechenland
- Mykenische Zeit (ca. 1600–1100 v. Chr.): Frühzeit der griechischen Kultur, Paläste wie Mykene, Heldensagen (Troja).
- Archaische Zeit (ca. 800–500 v. Chr.): Entstehung der Poleis, Olympische Spiele, die erste Philosophie.
- Klassische Zeit (ca. 500–323 v. Chr.): Höhepunkt der griechischen Kultur, Tragödien, Tempel wie die Akropolis.
Rom
- Republik (509–27 v. Chr.): Politische Intrigen, der Senat, Heldensagen wie Romulus und Remus.
- Kaiserzeit (27 v. Chr.–476 n. Chr.): Monumentale Architektur wie das Kolosseum, Legionen, die Ausbreitung des Christentums.
- Spätantike (284–476 n. Chr.): Der Übergang zum Mittelalter, Einfluss der Germanen, Byzanz als Nachfolgereich.
Europäische Frühgeschichte
- Kelten (ca. 700 v. Chr.–1. Jh.): Druiden, Heilige Haine, Steinkreise und Mythen wie die von Cernunnos.
- Germanen (ca. 500 v. Chr.–1. Jh.): Die Welt der Edda, Runenmagie, der Kampf gegen das römische Reich.
Asiatische Welten
China
- Shang-Dynastie (ca. 1600–1046 v. Chr.): Frühe Bronzezeit, Orakelknochen, Ahnenkulte.
- Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.): Blütezeit der Seidenstraße, Papiererfindung, konfuzianische Ideale.
- Tang-Dynastie (618–907): Goldene Ära der Kultur, buddhistische Klöster, prächtige Hauptstadt Chang’an.
Japan
- Kofun-Zeit (ca. 300–710): Hügelgräber, Aufstieg des Shinto, frühe Kriegerkultur.
- Heian-Zeit (794–1185): Ästhetische Hof-Kultur, kunstvolle Dichtkunst, Geister- und Dämonenlegenden.
- Sengoku-Zeit (1467–1603): Bürgerkriege, Aufstieg der Samurai, erste Kontakte zu Europäern.
Indien
- Vedische Zeit (ca. 1500–500 v. Chr.): Entstehung der vedischen Religion, erste Upanishaden.
- Maurya-Reich (321–185 v. Chr.): Vereinigung Indiens, König Ashoka und der Buddhismus, Paläste und Löwensäulen.
- Gupta-Zeit (ca. 320–550): Klassisches Zeitalter Indiens, Mathematik (Null-Konzept), prachtvolle Tempel.
Persisches Reich
- Achaemeniden (550–330 v. Chr.): Zoroastrismus, Persepolis, der ewige Kampf zwischen Licht und Dunkelheit.
- Sassaniden (224–651): Feuerkulte, prächtige Paläste, legendäre Könige.
Nomadische Kulturen
- Skythen (ca. 700–300 v. Chr.): Kunstvoller Goldschmuck, Schamanismus, Reiterkrieger.
- Mongolen (13. Jh.): Große Reichsbildung, Götter der Steppe, mobile Paläste aus Filz.
Afrikanische Einflüsse
Nordafrika
- Karthago (ca. 800–146 v. Chr.): Phönizische Siedler, Seemacht, Krieg gegen Rom.
- Berber-Kulturen: Nomadische Traditionen, Geschichten über den Wüstensand und geheime Oasen.
Westafrika
- Ghana-Reich (ca. 700–1200): Goldhandel, mystische Schmiedekunst, Ahnenkulte.
- Mali-Reich (ca. 1230–1600): Mansa Musa, die reichsten Herrscher der Geschichte, Zentren wie Timbuktu.
Ostafrika
- Swahili-Kultur (ca. 1000–1500): Stadtstaaten wie Kilwa, Märchen um Seeungeheuer und Handelsnetzwerke mit Indien.
Südliches Afrika
- Königreich Groß-Simbabwe (ca. 11.–15. Jh.): Steinarchitektur, Geheimgesellschaften, mythische Ahnen.
- Zulu-Kultur (ca. 18.–19. Jh.): Militärische Expansion, spirituelle Zeremonien, Verbindungen zur Natur.
Amerikanische Kulturen
Mesoamerika
- Olmeken (ca. 1500–400 v. Chr.): Kolossalköpfe, frühe Götterkulte.
- Maya (ca. 200–900 n. Chr.): Astronomie, präzise Kalender, komplexe Mythologien.
- Azteken (ca. 1300–1521): Ritualopfer, Tenochtitlán, die Legende von Quetzalcoatl.
Nordamerika
- Indigene Mythen (vor 1500): Totempfähle, Trickster-Gottheiten wie Coyote, Geschichten über die Entstehung der Welt.
Andenregion
- Chavín-Kultur (ca. 900–200 v. Chr.): Religiöse Zentren, Jaguargottheiten.
- Inka (ca. 1438–1533): Straßenbau, Terrassenlandwirtschaft, die Verehrung des Sonnengottes Inti.
Europäische Welten und Mittelalter
Frühmittelalter (500–1000)
- Völkerwanderung: Mythische Götter und Helden der Germanen, erste Königreiche.
- Wikingerzeit (800–1100): Raue Nordlandschaften, nordische Götter, Runenmagie, Seefahrerlegenden.
Hochmittelalter (1000–1300)
- Europa: Kreuzzüge, ritterliche Tugenden, magische Artefakte (z. B. der Heilige Gral).
- Byzantinisches Reich: Goldene Ikonen, orthodoxe Mystik, Festungen wie Konstantinopel.
Spätmittelalter (1300–1500)
- Renaissance als Übergang: Frühwissenschaft, Geheimbünde, Inspiration aus der Antike.
- Gotische Architektur: Fliegende Buttressen, düstere Kathedralen, Geschichten von Geistern.
Ozeanien
Polynesien
- Hawaii (ca. 800–1800): Vulkanische Ursprünge, Götter wie Pele (Feuergöttin).
- Neuseeland (ab ca. 1300): Maori-Kriegerkultur, Holzschnitzereien, Legenden um den Gott Maui.
Aboriginal-Kulturen
- „Traumzeit“: Zeitlose Mythen über die Entstehung von Land und Menschen, Totems und spirituelle Gesänge.
Industrialisierung und Moderne
Steampunk-Settings
- Viktorianisches England (19. Jh.): Zahnräder, dampfbetriebene Luftschiffe, Gentleman-Detektive in mysteriösen Fällen.
1920er und 1930er
- Zwischenkriegszeit: Jazzclubs, Mafia, okkulte Artefakte und Geheimbünde in einer glamourösen Welt.
Ungewöhnliche Ökosysteme im Weltenbau
- Korallenreiche: Lebende Städte, amphibische Kreaturen, Götter des Ozeans.
- Eiswelten: Nomaden mit Rentieren, Polarlichter als magisches Phänomen, uralte Eisfestungen.
- Endlose Sandmeere: Karawanen, Sandmagie, versteckte Oasen und schlafende Götter.
Zukunft und Kosmos
Postapokalyptische Welten
- Verlassene Städte: Ruinen alter Zivilisationen, der Kampf ums Überleben in einer verstrahlten Welt.
Cyberpunk
- Megastädte: Neonlichter, virtuelle Welten, die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen.
Weltraumkolonien
- Terraforming: Menschliche Kolonien auf fremden Planeten, Konflikte zwischen Kolonisten und Einheimischen.
Die Möglichkeiten, Welten zu erschaffen, sind so vielfältig wie die Geschichte selbst. Ob es die rätselhaften Rituale der Olmeken, die strategische Brillanz des Byzantinischen Reiches oder die endlosen Weiten einer postapokalyptischen Zukunft sind – jede Epoche, jede Kultur und jeder Gedanke birgt einzigartige Elemente, die Du in Deine eigenen Welten einweben kannst.
Vielleicht findest Du in den majestätischen Städten der Maya eine Vorlage für eine hochentwickelte, aber rätselhafte Zivilisation. Oder die Legenden der Aboriginal-Kulturen inspirieren Dich, Geschichten zu erzählen, die tief mit der Natur und dem Spirituellen verwurzelt sind. Sogar die Atmosphäre eines fernen Kolonialmondes in einem Science-Fiction-Setting kann Spuren vergangener und gegenwärtiger Welten tragen.
Weltenbau ist eine Einladung, sowohl in die Tiefe als auch in die Weite zu gehen – von den Geschichten der Vergangenheit über die Vielfalt der Gegenwart bis zu den Visionen der Zukunft. Ich hoffe, dass dieser Artikel Dich ermutigt hat, Deinen Werkzeugkasten mit neuen Ideen zu füllen, sie zu kombinieren und Deine eigene, unverwechselbare Welt zu erschaffen.