Haben Sie sich schon mal gefragt, wie es wäre, in eine Welt einzutauchen, die zwar fiktiv ist, aber dennoch auf den Pfeilern der Geschichte ruht? Eine Welt, in der vertraute Elemente auf kreative Art und Weise mit Neuem verwoben werden, um etwas völlig Einzigartiges zu erschaffen? Bei aller Kreativität und Fantasie ist es wichtig, respektvoll mit historischen Ereignissen und Kulturen umzugehen. Niemand möchte in platte Klischees oder gar anmaßende Stereotypen verfallen. Aber keine Sorge, genau darum geht es in diesem Artikel. Ich möchte Ihnen ein paar wertvolle Tipps und Tricks mit auf den Weg geben, wie Sie authentische, lebendige Welten erschaffen können, die auf historischen Fundamenten aufbauen, ohne dabei in die Fettnäpfchen der Geschichtsklitterung zu treten.
Sind Sie bereit, in die Vergangenheit einzutauchen und etwas völlig Neues daraus zu erschaffen? Dann schnallen Sie sich an und lassen Sie uns gemeinsam die spannende Reise des historischen Weltenbaus antreten! Es erwarten Sie jede Menge Inspiration, kreative Kniffe und vielleicht sogar die eine oder andere Aha-Erlebnis.
- Die Faszination des historischen Weltenbaus
- Recherche – der Schlüssel zum authentischen Weltenbau
- Respekt und Sensibilität – der richtige Umgang mit historischen Elementen
- Die Kunst der Abwandlung – wie man historische Elemente kreativ einsetzt
- Weltenbau ist Teamwork – holen Sie sich Feedback ein
- Schlussfolgerung
Die Faszination des historischen Weltenbaus
Warum zieht es uns immer wieder in die Vergangenheit, wenn es darum geht, neue Welten zu erschaffen? Was macht den Reiz aus, auf historischen Elementen aufzubauen, anstatt einfach wild drauflos zu fantasieren? Ich glaube, es hat viel damit zu tun, dass wir uns in der Geschichte wiederfinden – trotz aller Unterschiede und Zeitsprünge.
Warum wir uns von der Geschichte angezogen fühlen
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem gemütlichen Sessel, ein dickes Geschichtsbuch auf dem Schoß. Mit jeder Seite tauchen Sie tiefer ein in längst vergangene Zeiten, begegnen faszinierenden Persönlichkeiten und erleben hautnah, wie sich die Welt um sie herum verändert. Klingt spannend, oder? Genau das ist es, was uns an historischen Settings so fasziniert: Sie bieten uns einen Spiegel der menschlichen Erfahrung. Egal ob im alten Rom, im mittelalterlichen Japan oder im viktorianischen England – die Grundbedürfnisse und -konflikte der Menschen sind zeitlos. Liebe, Hass, Macht, Freiheit, Schmerz und Hoffnung – all diese Themen finden wir in jeder Epoche und Kultur.
Und genau deshalb fühlen wir uns von historischen Stoffen so angezogen. Sie erlauben uns, die großen Fragen des Lebens aus einer neuen Perspektive zu betrachten und vielleicht sogar Antworten zu finden, die heute noch relevant sind.
Das Beste aus beiden Welten
Aber historischer Weltenbau hat noch einen anderen Vorteil: Er erlaubt uns, das Vertraute mit dem Neuen zu verbinden. Wir können auf einem soliden Fundament aufbauen, das bereits existiert und von unzähligen Menschen vor uns geformt wurde. Gleichzeitig haben wir die Freiheit, dieses Fundament nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten und weiterzuentwickeln. Stellen Sie sich zum Beispiel eine Fantasywelt vor, die auf dem europäischen Mittelalter basiert – aber mit einem Twist. Vielleicht gibt es Magie, die ganz alltäglich ist und von jedem genutzt werden kann. Oder die Geschlechterrollen sind vertauscht, und Frauen haben die Macht in der Gesellschaft. Die Möglichkeiten sind endlos!
Oder wie wäre es mit einem Steampunk-Setting, das die industrielle Revolution auf den Kopf stellt? Dampfbetriebene Roboter, fliegende Städte, Zeitreisen – all das wird möglich, wenn man die Geschichte als Sprungbrett für die eigene Kreativität nutzt. Genau das ist die Magie des historischen Weltenbaus: Er verbindet das Beste aus beiden Welten. Die Vertrautheit und Tiefe der Vergangenheit mit der grenzenlosen Fantasie und Gestaltungsfreiheit der Fiktion. Und das Ergebnis sind Welten, die uns fesseln, herausfordern und immer wieder überraschen.

Recherche – der Schlüssel zum authentischen Weltenbau
Bevor Sie anfangen zu schreiben, gibt es noch einen wichtigen Schritt, den viele angehende Weltenbauer gerne überspringen: die Recherche. Ich weiß, Recherche klingt erst mal nach trockener Arbeit und wenig Spaß. Aber glauben Sie mir, es lohnt sich! Denn nur durch gründliche Nachforschungen können Sie eine Welt erschaffen, die authentisch und glaubwürdig wirkt – und genau das ist es doch, was wir alle wollen, oder?
Tauchen Sie ein in die Vergangenheit
Also, wie geht man am besten vor, wenn man historisch korrekt recherchieren möchte? Zunächst einmal gilt es, sich einen Überblick zu verschaffen. Lesen Sie Sachbücher über die Epoche oder Kultur, die Sie interessiert. Schauen Sie sich Dokumentationen an, besuchen Sie Museen oder historische Stätten. Je mehr Sie eintauchen in die Welt, die Sie als Inspiration nutzen möchten, desto leichter wird es Ihnen fallen, sie später glaubhaft darzustellen. Scheuen Sie sich auch nicht, Experten zu Rate zu ziehen. Historiker, Archäologen oder Anthropologen können wertvolle Einblicke liefern und Ihnen helfen, die Feinheiten und Besonderheiten einer Kultur zu verstehen.
Die richtigen Quellen finden
Doch Vorsicht: Nicht alles, was Sie bei Ihrer Recherche finden, ist auch vertrauenswürdig. Gerade im Internet kursieren viele Halbwahrheiten und Mythen, die sich hartnäckig halten, aber einer genaueren Überprüfung nicht standhalten. Deshalb ist es wichtig, dass Sie auf die Qualität Ihrer Quellen achten. Am besten arbeiten Sie mit Primärquellen, also zeitgenössischen Dokumenten, Artefakten oder Augenzeugenberichten. Diese sind zwar oft schwieriger zu finden und zu interpretieren, bieten aber einen unverfälschten Einblick in die Vergangenheit.
Sekundärquellen wie Sachbücher oder wissenschaftliche Artikel können ebenfalls sehr hilfreich sein, sollten aber immer mit einer gesunden Portion Skepsis betrachtet werden. Fragen Sie sich: Wer hat das geschrieben und mit welcher Intention? Gibt es Belege für die Aussagen oder handelt es sich um Spekulationen? Je kritischer Sie mit Ihren Quellen umgehen, desto fundierter wird am Ende Ihre eigene Darstellung sein.
Und noch ein Tipp: Verlieren Sie sich nicht in den Details! Es ist leicht, stundenlang über die korrekte Bezeichnung eines mittelalterlichen Kleidungsstücks oder die genaue Funktionsweise einer antiken Waffe zu recherchieren. Doch am Ende sind es die großen Zusammenhänge und Entwicklungen, die Ihre Welt prägen werden. Konzentrieren Sie sich also auf das Wesentliche und behalten Sie immer Ihr Gesamtkonzept im Blick. Wenn Sie diese Grundsätze beherzigen, steht einer erfolgreichen Recherche nichts mehr im Wege. Und glauben Sie mir: Je tiefer Sie eintauchen in die faszinierende Welt der Geschichte, desto mehr werden Sie es genießen, Ihre eigene Welt daraus zu formen.
Respekt und Sensibilität – der richtige Umgang mit historischen Elementen
Nachdem Sie nun fleißig recherchiert und sich ein solides Grundwissen über Ihre gewählte Epoche oder Kultur angeeignet haben, steht dem kreativen Teil des Weltenbaus eigentlich nichts mehr im Wege, oder? Theoretisch ja – aber es gibt da noch einen wichtigen Aspekt, den viele angehende Weltenbauer gerne übersehen: den respektvollen und sensiblen Umgang mit historischen Elementen. Denn so verlockend es auch sein mag, sich von exotischen Kulturen und spannenden Ereignissen inspirieren zu lassen – wir dürfen nie vergessen, dass es sich dabei um reale Menschen und ihre Geschichten handelt. Und die gilt es mit Respekt und Einfühlungsvermögen zu behandeln.
Vorsicht vor Verallgemeinerungen
Eine der größten Fallstricke beim historischen Weltenbau sind Klischees und Stereotype. Es ist so einfach, eine Kultur auf ein paar oberflächliche Merkmale zu reduzieren – die wilden Wikinger, die edlen Ritter, die geheimnisvollen Orientalen. Doch solche Verallgemeinerungen werden der Komplexität und Vielfalt realer Gesellschaften nicht gerecht. Nehmen wir zum Beispiel die Darstellung des Mittelalters in vielen Fantasyromanen und -filmen. Da wimmelt es nur so von rückständigen Bauern, grausamen Feudalherren und fanatischen Priestern. Doch die Realität sah oft ganz anders aus. Das Mittelalter war eine Zeit des Fortschritts und der Innovation, in der Wissenschaft, Kunst und Philosophie blühten. Und auch die einfachen Menschen waren keine willenlosen Untergebenen, sondern hatten durchaus Möglichkeiten, ihr Schicksal zu beeinflussen.
Ähnlich verhält es sich mit der Darstellung indigener Völker, etwa der Native Americans. Oft werden sie als primitive Wilde oder edle Naturkinder dargestellt, ohne ihre reiche Kultur, ihre komplexen sozialen Strukturen und ihre politischen Errungenschaften zu würdigen. Als Weltenbauer haben wir die Verantwortung, solche Klischees zu hinterfragen und zu durchbrechen. Anstatt uns auf Stereotypen zu verlassen, sollten wir die Vielfalt und Individualität historischer Kulturen herausarbeiten. Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Stärken und Schwächen, ihre Helden und Schurken, ihre Träume und Albträume. Und genau das macht sie so spannend für uns als Geschichtenerzähler.
Geben Sie marginalisierten Stimmen Raum
Ein weiterer wichtiger Aspekt des respektvollen Weltenbaus ist die Repräsentation marginalisierter Gruppen. In der traditionellen Geschichtsschreibung kommen sie oft zu kurz – Frauen, ethnische und religiöse Minderheiten, Menschen mit Behinderungen oder abweichender sexueller Orientierung. Ihre Geschichten werden ausgeblendet, ihre Stimmen zum Schweigen gebracht. Doch gerade im historischen Weltenbau haben wir die Chance, das zu ändern. Wir können bewusst Perspektiven einbringen, die in den Geschichtsbüchern fehlen. Wir können starke, facettenreiche Charaktere erschaffen, die gegen Unterdrückung und Vorurteile ankämpfen. Und wir können zeigen, dass die Geschichte nicht nur von den Mächtigen geschrieben wurde, sondern von uns allen.
Natürlich müssen wir dabei aufpassen, nicht in die Falle des „White Saviorism“ zu tappen – also marginalisierte Gruppen als hilflose Opfer darzustellen, die von privilegierten Helden gerettet werden müssen. Vielmehr geht es darum, ihre Stärke, ihren Mut und ihre Widerstandsfähigkeit zu zeigen. Sie sind die Helden ihrer eigenen Geschichte, nicht die Statisten in der Geschichte anderer.
Recherchieren Sie gründlich und holen Sie sich Feedback
Um historische Elemente respektvoll und authentisch in unsere Welten einzubinden, ist gründliche Recherche unerlässlich. Wir müssen die Kulturen, über die wir schreiben, wirklich verstehen – ihre Werte, ihre Überzeugungen, ihre Lebensrealitäten. Nur so können wir vermeiden, in oberflächliche Klischees oder unbeabsichtigte Anmaßungen zu verfallen. Dafür reicht es oft nicht, ein paar Sachbücher zu lesen oder Wikipedia-Artikel zu überfliegen. Wir müssen tiefer graben, Primärquellen studieren, mit Experten sprechen. Und wir müssen uns immer wieder fragen: Habe ich genug Hintergrundwissen, um diese Kultur respektvoll darzustellen? Oder bewege ich mich auf dünnem Eis?
Eine gute Möglichkeit, unsere Darstellung zu überprüfen, sind sogenannte Sensitivity Reader. Das sind Menschen aus der jeweiligen Kultur oder Gruppe, die unsere Texte auf Unstimmigkeiten, Klischees oder problematische Inhalte prüfen. Sie können wertvolles Feedback geben und uns helfen, Fallstricke zu vermeiden. Natürlich kann es trotz aller Sorgfalt passieren, dass wir Fehler machen oder jemanden vor den Kopf stoßen. Wichtig ist dann, dass wir offen für Kritik sind, uns entschuldigen und dazulernen. Denn respektvoller Weltenbau ist kein Zustand, sondern ein Prozess – eine ständige Auseinandersetzung mit unseren eigenen Annahmen und blinden Flecken.
Wenn wir uns dieser Herausforderung stellen und achtsam mit historischen Elementen umgehen, können wir Welten erschaffen, die nicht nur spannend und unterhaltsam sind, sondern auch etwas Wichtiges zu sagen haben. Welten, die Brücken bauen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen unterschiedlichen Kulturen und Perspektiven.
Die Kunst der Abwandlung – wie man historische Elemente kreativ einsetzt
Nachdem wir nun ausführlich über die Bedeutung von Recherche und respektvollem Umgang mit historischen Elementen gesprochen haben, kommen wir zum kreativen Teil des Weltenbaus. Denn seien wir ehrlich: So wichtig Authentizität und Sensibilität auch sind – am Ende wollen wir vor allem eins: eine spannende, originelle Geschichte erzählen, die unsere Leser fesselt und begeistert. Und genau hier kommt die Kunst der Abwandlung ins Spiel. Denn historischer Weltenbau bedeutet nicht, dass wir uns sklavisch an die Fakten halten müssen. Im Gegenteil: Wir dürfen und sollen kreativ sein, Neues ausprobieren, Unerwartetes wagen. Nur so können wir aus den Bausteinen der Vergangenheit etwas ganz Eigenes erschaffen.
Trauen Sie sich, Neues zu wagen!
Ein wunderbares Beispiel für kreativen historischen Weltenbau findet sich in der „Bartimäus“-Trilogie von Jonathan Stroud. Die Reihe spielt in einer alternativen Version des modernen Londons, in der Magier die Herrschaft übernommen haben und mit Hilfe von Dämonen regieren. Stroud nimmt historische Elemente wie das britische Klassensystem, den Kolonialismus und die Weltkriege und spinnt sie auf geniale Weise weiter. So entsteht eine Welt, die einerseits vertraut wirkt, andererseits völlig neu und überraschend ist.
Oder nehmen wir die „Leviathan“-Trilogie von Scott Westerfeld, die im Ersten Weltkrieg spielt – aber mit einem Twist. Hier haben sich die Mittelmächte auf gigantische Kampfmaschinen spezialisiert, während die Alliierten gentechnisch veränderte Tiere als Waffen einsetzen. Eine Welt, in der Zeppeline lebendig sind und Haustiere zu Kampfbestien mutieren – das ist mal eine erfrischend andere Sicht auf den Großen Krieg! Solche kreativen Abwandlungen funktionieren natürlich nicht nur in der Jugendliteratur. Auch Erwachsene lieben Geschichten, die bekannte historische Elemente auf unerwartete Weise neu zusammensetzen.
Die Magie des „Was wäre, wenn…?“
Apropos alternative Zeitstränge: Eine meiner Lieblingstechniken beim historischen Weltenbau ist das Gedankenexperiment „Was wäre, wenn…?“. Was wäre, wenn ein bestimmtes Ereignis anders ausgegangen wäre? Wenn eine Entscheidung anders getroffen, eine Erfindung früher oder später gemacht worden wäre? Welche Konsequenzen hätte das für den Lauf der Geschichte gehabt?
Ein Beispiel aus der Popkultur, das dieses Prinzip perfekt umsetzt, ist die Serie „The Man in the High Castle“. Sie basiert auf dem gleichnamigen Roman von Philip K. Dick und spielt in einer Welt, in der die Achsenmächte den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben. Amerika ist aufgeteilt in eine deutsche und eine japanische Besatzungszone, und die Charaktere müssen sich in dieser alptraumhaften neuen Realität zurechtfinden. Eine verstörende, aber hochspannende Vision, die zum Nachdenken anregt.
Und dann wäre da noch „Die Berechnung der Sterne“ von Mary Robinette Kowal, das in den 1950er Jahren spielt – aber mit einem entscheidenden Unterschied. Hier hat eine globale Katastrophe die Erde unbewohnbar gemacht, und die Menschheit muss sich schnellstmöglich auf den Weg zu den Sternen machen. Die Protagonistin ist eine brillante Mathematikerin, die gegen Sexismus und Rassismus kämpft, um ihren Platz im Raumfahrtprogramm zu erobern. Ein packendes Porträt einer starken Frau in einer alternativen Vergangenheit, das auch für unsere Gegenwart hochrelevant ist.
Historische Elemente als Sprungbrett für eigene Ideen nutzen
Ob alternative Zeitstränge, kreative Neuinterpretationen oder unerwartete Wendungen – die Möglichkeiten, historische Elemente als Inspiration für eigene Ideen zu nutzen, sind schier endlos. Wichtig ist nur, dass wir respektvoll mit unseren Quellen umgehen und sie nicht als bloße Kulisse missbrauchen. Stattdessen sollten wir sie als Sprungbrett sehen, von dem aus wir zu neuen Ufern aufbrechen können. Wir können historische Ereignisse, Persönlichkeiten und Kulturen nehmen und sie in einen neuen Kontext stellen, der unserer eigenen kreativen Vision entspricht. So schaffen wir Welten, die zwar in der Vergangenheit verwurzelt sind, aber dennoch ganz und gar unsere eigene Handschrift tragen.
Oder nehmen wir die „Das Alte Königreich“-Reihe von Garth Nix, die auf den ersten Blick wie eine klassische Fantasywelt wirkt – komplett mit Magie, Schwertkämpfen und nekromantischen Monstern. Doch bei genauerem Hinsehen entdeckt man jede Menge historische Einflüsse, von mittelalterlichen Burgen über viktorianische Mode bis hin zu Elementen des Ersten Weltkriegs. Eine faszinierende Mischung, die zeigt, wie man scheinbar disparate historische Elemente zu einem stimmigen Ganzen verbinden kann.
Und dann wäre da noch die „Temeraire“-Reihe von Naomi Novik, die die Napoleonischen Kriege mit einem entscheidenden Twist erzählt: Drachen! In Noviks Version der Geschichte werden die Schlachten nicht nur zu Land und zu Wasser geschlagen, sondern auch in der Luft – auf dem Rücken gigantischer, intelligenter Drachen. Eine verblüffende Idee, die auf meisterhafte Weise historische Fakten mit Fantasy-Elementen verwebt und nebenbei tiefe Einblicke in die Psyche von Menschen und Drachen gewährt.
Kreative Abwandlung, alternative Zeitstränge, historische Elemente als Sprungbrett – es gibt viele Möglichkeiten, die Vergangenheit für unsere eigenen Geschichten fruchtbar zu machen. Wichtig ist nur, dass wir respektvoll und informiert an die Sache herangehen und unserer Fantasie freien Lauf lassen. Denn am Ende geht es beim historischen Weltenbau nicht darum, die Vergangenheit möglichst akkurat zu rekonstruieren. Sondern darum, aus ihren Bausteinen etwas Neues, Aufregendes, Einzigartiges zu erschaffen – etwas, das unsere Leser begeistert, inspiriert und zum Nachdenken anregt.
Also trauen Sie sich, groß zu träumen und mutig zu experimentieren! Nutzen Sie die Vergangenheit als Fundament, aber scheuen Sie sich nicht, darauf Ihr ganz eigenes Gebäude zu errichten. Denn nur so können Sie Welten erschaffen, die wahrhaft unvergesslich sind.
Weltenbau ist Teamwork – holen Sie sich Feedback ein
So, jetzt haben Sie also eine faszinierende Welt erschaffen, die vor historischen Details und kreativen Ideen nur so strotzt. Aber bevor Sie sich selbstzufrieden zurücklehnen und darauf warten, dass die Leser Ihnen zu Füßen liegen, gibt es noch einen letzten, entscheidenden Schritt: das Feedback. Denn egal wie sorgfältig Sie recherchiert und wie einfallsreich Sie sich die Finger wundgeschrieben haben – am Ende brauchen Sie immer einen Realitätscheck. Jemanden, der Ihnen ehrlich sagt, was funktioniert und was nicht. Der Logiklöcher entdeckt, Klischees entlarvt und unfreiwillig komische Stellen anstreicht. Kurz: Sie brauchen Feedback, und zwar von möglichst vielen unterschiedlichen Menschen.
Vier Augen sehen mehr als zwei
Aber fangen wir erstmal im Kleinen an. Der erste Schritt ist, sich ein paar vertrauenswürdige Testleser zu suchen – Freunde, Familie, andere Autoren, denen Sie Ihr Werk anvertrauen können. Geben Sie ihnen Ihr Manuskript und bitten Sie sie um ehrliches, konstruktives Feedback. Keine Sorge, Sie müssen nicht gleich alles umsetzen, was Ihre Testleser vorschlagen.
Aber hören Sie genau hin, welche Stellen für Verwirrung sorgen, wo die Spannung abfällt oder die Charaktere unglaubwürdig werden. Schon dieser erste Feedbackdurchlauf kann wahre Wunder wirken. Plötzlich sehen Sie Ihre eigene Welt mit neuen Augen und entdecken Dinge, die Ihnen vorher nie aufgefallen wären. Vielleicht merken Sie, dass Sie einen wichtigen Aspekt der historischen Epoche vergessen haben zu erklären. Oder dass Ihre Hauptfigur zwar ständig von Toleranz und Gleichberechtigung spricht, sich aber selbst wie der letzte Chauvinist aufführt.
Aber genau darum geht es beim Feedback: blinde Flecken aufzudecken, Unstimmigkeiten zu beseitigen, die Qualität Ihres Weltenbaus auf ein neues Level zu heben. Und je mehr unterschiedliche Perspektiven Sie dabei einholen, desto besser. Denn jeder Leser bringt seinen eigenen Erfahrungshorizont, seine eigenen Erwartungen und Vorlieben mit. Und all diese Sichtweisen können dazu beitragen, Ihre Welt facettenreicher, stimmiger und ansprechender zu machen.
Scheu vor Kritik? Nicht nötig!
Natürlich kann Feedback auch ganz schön wehtun. Niemand hört gerne, dass sein Herzblutprojekt Schwächen hat oder gar komplett überarbeitet werden muss. Aber glauben Sie mir: Auch die schmerzhafteste Kritik ist besser als Gleichgültigkeit oder höfliche Floskeln. Denn sie zeigt, dass sich jemand ernsthaft mit Ihrem Werk auseinandergesetzt hat und Ihnen helfen will, es zu verbessern.
Versuchen Sie also, Feedback nicht als Angriff auf Ihre Fähigkeiten zu sehen, sondern als Chance zur Weiterentwicklung. Hören Sie genau hin, stellen Sie Rückfragen, diskutieren Sie Lösungsvorschläge. Aber bleiben Sie dabei immer offen und lernbereit. Natürlich müssen Sie nicht jede Anregung umsetzen – manchmal haben Kritiker auch einfach eine andere Vision für Ihre Geschichte. Aber zumindest sollten Sie ernsthaft darüber nachdenken und sich fragen, ob ein Körnchen Wahrheit darin steckt.
Eine Möglichkeit, konstruktiv mit Feedback umzugehen, ist die sogenannte „Sandwich-Methode“. Dabei verpacken Sie die Kritik zwischen zwei Schichten Lob – so wie der Belag zwischen den Brothälften eines Sandwichs. Zum Beispiel: „Deine Beschreibungen der mittelalterlichen Stadt sind unglaublich atmosphärisch und detailliert. Allerdings habe ich manchmal den Überblick verloren, weil es so viele verschiedene Schauplätze und Charaktere gab. Vielleicht könntest du die Handlung etwas straffen und dich auf die wichtigsten Orte und Figuren konzentrieren? Aber insgesamt finde ich deine Welt super spannend und freue mich schon darauf, mehr davon zu lesen!“
So fühlt sich der Empfänger nicht angegriffen oder entmutigt, sondern wertgeschätzt und motiviert. Und das ist genau die Haltung, die Sie auch selbst an den Tag legen sollten, wenn Sie Feedback bekommen: Seien Sie dankbar für die Zeit und Mühe, die sich jemand gemacht hat, um Ihre Welt zu verbessern. Sehen Sie Kritik als Geschenk, nicht als Kränkung. Und vor allem: Verlieren Sie nie den Spaß und die Leidenschaft für Ihr Projekt, egal wie viele Überarbeitungsrunden noch nötig sind.
Professionelles Feedback – der Feinschliff für Ihre Welt
Wenn Sie Ihre Welt schon durch mehrere Feedbackschleifen geschickt haben und das Gefühl haben, dass sie langsam Form annimmt, könnte es an der Zeit sein, sich professionelle Unterstützung zu holen. Damit meine ich nicht unbedingt einen Lektor oder ein Korrektorat – das kommt später, wenn Sie Ihre Geschichte veröffentlichen wollen. Sondern spezialisierte Fachleute, die Ihnen dabei helfen, bestimmte Aspekte Ihres Weltenbaus zu verfeinern und auf Herz und Nieren zu prüfen.
Eine Möglichkeit sind die bereits erwähnten Sensitivity Reader – Experten für bestimmte Gruppen oder Themen, die Ihre Darstellung auf problematische Inhalte überprüfen. Gerade wenn Sie über Kulturen schreiben, denen Sie selbst nicht angehören, kann so ein „Sensibilitäts-Check“ Gold wert sein. Er hilft Ihnen, Fettnäpfchen und unbeabsichtigte Anmaßungen zu vermeiden und respektvoll mit Ihrem Thema umzugehen.
Aber auch in anderen Bereichen kann professionelles Feedback sinnvoll sein. Zum Beispiel, wenn Sie eine komplexe Magie- oder Technologiesystem entwickelt haben und sichergehen wollen, dass es in sich schlüssig ist. Oder wenn Sie historische Ereignisse und Persönlichkeiten in Ihre Welt eingebaut haben und prüfen lassen möchten, ob Sie damit akkurat und respektvoll umgegangen sind. Scheuen Sie sich nicht, dafür Experten zu Rate zu ziehen – seien es Historiker, Wissenschaftler oder andere Autoren, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen.
Natürlich kostet professionelles Feedback oft Geld und Zeit. Aber es ist eine Investition, die sich lohnen kann – nicht nur für die Qualität Ihrer Welt, sondern auch für Ihre eigene Entwicklung als Autor. Denn je mehr Feedback Sie einholen und umsetzen, desto besser werden Sie darin, Schwächen selbst zu erkennen und von Anfang an zu vermeiden. Sie entwickeln ein Gespür für stimmige Welten, überzeugende Charaktere und packende Handlungen – und das wird sich in all Ihren zukünftigen Projekten auszahlen.
Feedback mag zunächst unbequem und herausfordernd erscheinen – aber es ist ein unverzichtbarer Teil des kreativen Prozesses. Nur durch den Austausch mit anderen können wir unsere eigenen blinden Flecken erkennen, unsere Schwächen in Stärken verwandeln und unsere Welten auf ein neues Level heben. Also scheuen Sie sich nicht, Ihr Werk in fremde Hände zu geben und sich Kritik und Anregungen einzuholen – egal ob von Testlesern, Autoren-Kollegen oder professionellen Experten. Hören Sie genau hin, seien Sie offen für neue Perspektiven und bleiben Sie dabei immer respektvoll und lernbereit.
Denn am Ende geht es nicht darum, eine perfekte Welt zu erschaffen, die allen gefällt und niemanden aneckt. Sondern darum, Ihre ganz eigene Vision zum Leben zu erwecken – mit all ihren Facetten, Überraschungen und vielleicht auch Kontroversen. Eine Welt, die berührt, fasziniert und zum Nachdenken anregt. Und die vor allem eines ist: zu 100 Prozent Ihre. In diesem Sinne: Holen Sie sich Feedback, überarbeiten Sie Ihre Welt, feilen Sie an jedem Detail. Aber verlieren Sie dabei nie Ihre Leidenschaft, Ihren Mut und Ihre Kreativität. Denn die sind es, die Ihre Welt einzigartig machen.
Schlussfolgerung
Wenn ich auf meine eigene Reise als Weltenbauer zurückblicke, bin ich immer wieder erstaunt, wie viel ich gelernt und wie weit ich mich entwickelt habe. Als ich anfing, historische Elemente in meine Geschichten einzubauen, war ich voller Begeisterung und Ideen – aber auch voller Unsicherheit und Naivität. Ich dachte, es würde reichen, ein paar coole Details aus der Vergangenheit zu übernehmen und sie mit meiner Fantasie zu vermischen. Doch schnell musste ich feststellen, dass guter Weltenbau viel mehr erfordert als das.
Durch viel Recherche, Feedback und Trial-and-Error habe ich gelernt, wie wichtig es ist, respektvoll und informiert mit historischen Elementen umzugehen. Ich habe verstanden, dass jede Kultur, jede Epoche ihre eigene Komplexität und Faszination hat – und dass es meine Aufgabe als Autor ist, dieser Vielfalt gerecht zu werden. Ich habe auch versucht aufzuhören, in Klischees und Stereotypen zu denken, allerdings funktioniert das nicht so einfach. Wir werden immer wieder in Schubladen-Denken zurückfallen, wir können nur lernen, uns dessen Bewusst zu werden und das Gedachte nicht unkontrolliert in Handlungen zu verwandeln.
Aber vielleicht die wichtigste Erkenntnis ist, dass es beim historischen Weltenbau nicht um Perfektion geht. Es geht nicht darum, die Vergangenheit möglichst akkurat zu rekonstruieren oder es allen recht zu machen. Sondern es geht darum, meine ganz eigene Vision zum Leben zu erwecken – mit all ihren Facetten, Überraschungen und vielleicht auch Kontroversen. Es geht darum, Welten zu erschaffen, die berühren, faszinieren und zum Nachdenken anregen. Und die vor allem eines sind: zu 100 Prozent meine.